DDB Deutscher Diabetiker Bund, Landesverband Niedersachsen, 02.09.2003

Zwischen Hoffnung und Skepsis:
Gesundheitspolitik aus Sicht der Diabetiker

Ein umfassender Überblick zum aktuellen Stand der Behandlung der "Zuckerkrankeit" wurde den über 2000 Teilnehmern des Niedersächsischen Diabetikertages in Hannover geboten. Viele Mitglieder des Deutschen Diabetikerbundes und die Gäste verließen die Veranstaltung mit dem Gefühl, daß auf dem Wege der Behandlungsmethoden dieser chronischen Soffwechsel-erkrankung Fortschritte erzielt werden. Weniger Hoffnungen setzen die rund ½ Million Betroffenen in Niedersachsen jedoch in einige der Reform-Maßnahmen im Gesundheitswesen, die fast täglich in der politischen Diskussion zu hören sind.

Bei der Begrüßung machte die 1.Landesvorsitzende des DDB in Niedersachsen, Almut Suchowerskyj, das Anliegen des Tages deutlich: nach den kontroversen Diskussionen der letzten Monate über die Gesundsheitsreform haben unsere Mitglieder ein Recht darauf, aktuell informiert zu werden.

Die Referate von Dr.Herbert Hillenbrand, Gesellschaft für Management und Marketing im Gesundheitswesen und Heinz Windisch, Präsident des Verbandes der Krankenversichten Deutschlands e.V. (VKVD, Berlin) brachten die aufmerksamen Zuhörer auf den neuesten Stand. Einiges ist verabschiedet, z.B. der Rahmen für das DMP-Programm für Typ 2- Diabetiker, nicht mehr diskutiert wird die Positivliste, "Praxisgebühren" werden relativiert.

Die geplanten strukturierten Behandlungsprogramme (DMP) finden in der vorliegenden Fassung noch nicht die unein-geschränkte Zustimmung der an Diabetes erkrankten Menschen, da sie in den Leitlinien keine Vorteile sehen, sondern eher zu wenig Spielraum für individuelle Therapien und bei der Prävention. Befürchtet wird auch, daß fortschrittliche Behandlungsmethoden aus finanziellen und formalen Gründen erschwert werden. Andere Reformvorhaben werden voraus-sichtlich chronisch erkrankte Menschen noch mehr finanziell belasten als dies bisher bereits der Fall ist. Die in den Leitlinien geforderte Mitwirkung der Betroffenen ist für die Mitglieder des Diabetikerbundes eine Selbstverständlichkeit. Aufklärung finden sie in den Selbsthilfegruppen beim Erfahrungsaustausch, durch Fachbeiträge in der Monatszeitschrift Diabetes-Journal und nicht zuletzt bei Veranstaltungen wie dem Diabetikertag.

Erster Höhepunkt des Nachmittags war der Vortrag von Prof. mult. Dr.med. Dr.h.c. Wildor Hollmann vom Institut für Kreis-laufforschung und Sportmedizin an der Sport- hochschule Köln, über die Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit. Der Lehrstuhlinhaber für Kardiologie und Sport-medizin und Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sport-medizin sowie der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention vertritt die These, daß künftig die Heilung von Krank heiten gewissenermaßen eine Selbstverständlichkeit sein wird. Es wird mehr darauf ankommen, eine Erkrankung zu verhüten, z.B. wirkt sich körperliche Aktivität positiv auf Durchblutungs- und Stoffwechsel-Krankheiten (wie Diabetes) aus. Dies wird durch experimentell erhobene Befunde belegt.

Mit zukünftigen Therapieaussichten verbreitete Prof. Dr. med. Michael Nauck, Leitender Arzt im Diabeteszentrum Bad Lauter-berg, unter den Teilnehmern Zuversicht. Der Wirkmechanismus einiger lange angewandter anti-diabetisch wirksamer Medikamente wurde weiter erforscht, daraus können neue Tabletten mit höherer Wirksamkeit und weniger Neben-wirkungen entwickelt werden. Fortschritte gibt es auch bei Entwicklung neuer verletzungfreier Blutzucker- Meßmethoden durch die Entnahme aus der Gewebsflüssigkeit. Eine auf-wendige technische Messung könnte sich erübrigen, wenn es gelänge, Insulin produzierende Zellen in nennenswerter Anzahl zu erzeugen oder zur Verfügung zu stellen. Die Ansätze reichen von der Transplantation mensch-licher Zellen bis zur Schaffung äquivalenter Zellen außerhalb des Organismus. Es stimmt zuver-sichtlich, daß bei Tierexperimenten eine Blutzuckersenkung bis fast hin zu Normalwerten erreicht wurde. Ein weiteres hoffnungsvolles Thema ist die Abwandlung eines Darm-hormons, Glucagon-ähnliches Peptid-1, das die Insulin-freisetzung aus der Bauchspeicheldrüse deutlich anregt. In wenigen Jahren werden die ersten Präparate zur Verfügung stehen.

Großen Zuspruch fand die Checkline, die interessierten Besuchern die Möglichkeit bot, in nur 30 Minuten kostenlos ihre Gesundheit zu testen, gemessen wurden u.a. Cholesterinwerte, Körperfettmasse, Blutdruck, der HBA1c-Wert, außerdem wurden pädographische Fußdruckmessungen vorgenommen. In der "Industieausstellung" erhielten die Besucher des Nieder-sächsischen Diabetikertages einen Überblick über das Angebot von mehr als 30 Firmen, die Medikamente und Technik für Diabetiker anbieten, u.a. der Landesapotherverband Nieder-sachsen , der Landesinnungsverband der Orthopädie-Schuhtechnik und ein Sanitätshaus. Selbstverständlich war auch der Deutsche Diabetiker Bund, Landesverband Niedersachsen e.V. als Veranstalter mit einem eigenen Stand vertreten und informierte über die Aktivitäten des Landesverbandes und seiner 29 Bezirksverbände. Auch im Internet ist der DDB vertreten
: www.ddb-niedersachsen.de
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14 Niedersächsischer Diabetikertag 2003 in Hannover

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