ap, 21.09.2001 

Rund 22.000 Kinder und Jugendliche leiden an Zuckerkrankheit

Erster Diabetestag für Kinder in Berlin - Mehr Integration der betroffenen Familien gefordert

Berlin (AP) Zuckerkranke Kinder werden in Deutschland oft unzureichend behandelt und sind im Alltag häufig Vorurteilen ausgesetzt. Dies ist die Feststellung des Deutschen Diabetiker Bundes (DBB), der am Freitag in Berlin für den ersten Deutschen Diabetikertag für Kinder und Jugendliche warb. Um die Situation zuckerkranker Kinder zu verbessern, lädt der Bund am (morgigen) Samstag Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher zu einer groß angelegten Informationsveranstaltung in Berlin ein.

Der bundesweit erste Deutsche Diabetikertag, der sich speziell mit der Problematik zuckerkranker Kinder beschäftigt, steht unter dem Motto «wir überAll». Ziel der Veranstaltung sei es, die Integration und das Zusammenleben der erkrankten jungen Menschen in Familie, Schule und Freizeit zu fördern und Hilfen anzubieten, erklärte der DBB-Bundesvorsitzende Klaus Fehrmann.

In der Bundesrepublik lebten derzeit rund 22.000 Kleinkinder, Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus, einer chronischen, bis heute nicht heilbaren Krankheit. «Diese jungen Menschen brauchen nicht nur eine optimale medizinische Versorgung, sondern auch die Integration und aktive Unterstützung durch ihre Familie, die Schule und das gesamte soziale Umfeld», betonte der Vorsitzende der Selbsthilfe-Organisation.

In der Schulen würden Kinder mit Diabetes teilweise dadurch gemobbt, dass Lehrer sich weigerten, auf die betroffenen Kinder einzugehen, kritisierte Fehrmann. Aus Unkenntnis, Bequemlichkeit oder Angst vor Verantwortung würden Kinder aus Freizeit - und Sportaktivitäten ausgeschlossen, oder dürften an Klassenreisen nur teilnehmen, wenn ein Elternteil als Begleitung mitkomme.

Häufig bekämen die Kinder nicht einmal die kleinste Unterstützung, erklärte Gabriele Kohlos, deren mittlerweile neunjährige Tochter Lisa im Alter von zehn Monaten an Diabetes erkrankte: «Lisa musste von der ersten Grundschulklasse an alleine an ihren Blutzuckertest und an ihre Insulinspritze denken, weil die Lehrerin nichts damit zu tun haben wollte.»

Auch die Eltern würden vielfach mit den physischen, psychischen und auch finanziellen Problemen alleine gelassen, führte Kohlos weiter aus. Die Pflegeversicherung verweigere bisher jegliche Unterstützung, allein über die Steuer könnten die Eltern jährlich 7.000 Mark (3.579 Euro) für ihr behindertes Kind geltend machen. Das allerdings decke bei weitem nicht die zusätzlichen Kosten.

Unzureichend sei auch die medizinische Versorgung, betonte Fehrmann. Es gebe viel zu wenig diabetologisch ausgebildete Kinderärzte und Hausärzte, Vorsorgekonzepte fehlten bislang völlig.

Der Diabetestag für Kinder und Jugendliche soll künftig alle zwei Jahre stattfinden.

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