Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, 01.10.2002

Ab 1. Oktober 2002 haben AOK-versicherte Diabetiker in Niedersachsen keinen Zugang zu diabetologischen Schwerpunktpraxen mehr

Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN): 'AOK zerschlägt Diabetikerversorgung.'

Hannover, den 26. September 2002

kvn-pr/173

Hannover (kvn-pr/dh). "Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen wurde heute überraschend mit der Tatsache konfrontiert, dass die AOK Niedersachsen ab nächster Woche eigenmächtig die Zahlungen der Betreuungspauschalen für Diabetiker in den diabetologischen Schwerpunktpraxen einstellt. Damit enthält die AOK Niedersachsen ab kommenden Dienstag mindestens 15.000 AOK-Versicherten im Quartal ihre gewohnt gute diabetologische Versorgung bei den besonders qualifizierten Ärzten vor." Dies teilt Eberhard Gramsch, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), heute in Hannover mit.

"Die AOK Niedersachsen will uns mit dieser unverantwortlichen Maßnahme zum Abschluss eines Disease-Management-Vertrages Diabetes mellitus Typ II mit nicht akzeptablen Bedingungen zwingen. Sie nimmt dafür in Kauf, dass für diese schwer kranken Patienten ein wesentlicher Teil ihrer medizinischen Versorgung zusammenbricht. Dies sind die Folgen, wenn man den Krankenkassen im Wettbewerb Versorgungsverantwortung überträgt", so Gramsch.

Angesichts der hervorragenden Evaluationsergebnisse der bisherigen Diabetes-Strukturverträge gibt es keine sachlichen Gründe für ein solches Verhalten der AOK Niedersachsen. Die KVN ist eine der Pioniere der strukturierten Diabetikerversorgung: So wurde in der Stadt Wolfsburg von 1997 bis 2000 ein als "Diabetes-TÜV" bekannt gewordenes Modell zur Prävention von Folgeerkrankungen bei Diabetes mit guten Ergebnissen wissenschaftlich untersucht.

Herausragendes Ergebnis der Untersuchung: Die ambulante Versorgung von Patienten mit Diabetes ist in Niedersachsen gut. Die Diabetiker hatten im internationalen Vergleich eine gute Stoffwechseleinstellung. Die Zahl der Versicherten mit diabetischen Geschwüren an den Füßen war geringer als vermutet. Folgeerkrankungen an den Augen aufgrund Diabetes kamen in der beobachteten Stichprobe wesentlich weniger vor als zum Beispiel in angloamerikanischen Ländern. Gesundheitsökonomisch betrachtet kam es im Zeitraum des Modellversuchs zu einer deutlichen Verminderung der Krankenhauskosten. Dem finanziellen Mehraufwand von rund 1,2 Millionen DM für das Modellprojekt standen Einsparungen im Krankenhaussektor von rund 4 Millionen DM gegenüber.

"Diese Ergebnisse, die auch die AOK Niedersachsen kennt, werden völlig ignoriert", stellt Gramsch fest. Verwundert zeigt er sich insbesondere über die weitere Kritik der AOK Niedersachsen, dass "standespolitischer Druck von Ärztefunktionären aus Kassenärztlichen Vereinigungen den Abschluss von Chronikerprogrammen für Diabetes" (Disease-Management-Programmen) verhindere. "Die KVN verhandelt zur Zeit mit allen Krankenkassenverbänden in Niedersachsen über die Etablierung der Chronikerprogramme", so Gramsch. Strittig sei lediglich noch das Problem der Weitergabe von umfangreichen Patientendaten an die Kassen, was die KVN bislang zum Schutz der Patienten ablehnt. "Wir wollen keinen gläsernen Patienten", sagte der KVN-Vorsitzende. Die Krankenkassen benötigten keinesfalls über 60 intime Datensätze von Diabetikern zur Patientensteuerung. Durch eine "Umschichtung" der Finanzierung der Diabetikerbetreuung - wie es die AOK Niedersachsen nennt - ist den Diabetikern aktuell nicht geholfen. "Wir lassen uns von der AOK durch solche Maßnahmen nicht unter Druck setzen", so Gramsch.



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