Hannoversche Allgemeine Zeitung, 26.10.2001 

TELEFON - AKTION

Herzinfarkt-Warnzeichen nicht ignorieren

Rund um das Thema Herzinfarkt erreichten uns bei der HAZ-Telefonaktion sowohl allgemeine als auch sehr spezielle Fragen. Michael Altevogt, Kardiologe am Clementinen-Krankenhaus, sowie die Herzspezialisten Claudia Derau-van der Werff und Rainer Cierpka sowie Manfred Neugebauer von der Deutschen Herzstiftung standen am HAZ-Telefon zwei Stunden lang nach Kräften Rede und Antwort.


Dr. Michael Altevogt

Dr. Claudia Derau-van der Werff

Dr. Rainer Cierpka

Manfred Neugebauer

Koch (4)      

Mein Arzt sagt, ich habe ein erhöhtes Infarktrisiko. Gibt es Vorzeichen, an denen ich erkennen kann, ob ich einen Herzinfarkt bekomme?

»Typische Symptome eines Herzinfarktes sind eine Enge im Brustraum und im Hals. Dabei sind die Schmerzen eher hinter dem Brustbein als am Herzen selbst angesiedelt. Daneben können Schweißausbrüche, Übelkeit, Schwindel, Bewusstlosigkeit und Angstgefühle bis hin zur Todesangst einen Herzinfarkt begleiten. Allerdings treten diese Vorboten nicht bei jedem Patienten auf. Manche fühlen auch nur eine Abgeschlagenheit. Gerade Frauen denken oft gar nicht an die Möglichkeit eines Infarkts, wenn sie nur müde sind oder ihnen schlecht ist. Wenn akute Brust-schmerzen länger als eine halbe Stunde dauern, sollte man auf jeden Fall den Notarzt anrufen.

Woran erkenne ich, dass jemand einen akuten Herzinfarkt hat, und wie kann ich helfen?

Bei einem Herzinfarkt klagen die Betroffenen über anhaltende Schmerzen im Brustbereich. Für Dritte ist der Infarkt am ehesten an der fahlen Gesichtsfarbe und der flachen Atmung, gegebenenfalls auch an einer Ohnmacht zu erkennen. Das Wichtigste ist dann, über Telefon 112 schnell den Notarzt anzurufen. Bis der eintrifft, sollte man den Patienten bequem lagern, beengende Kleidung öffnen und für Frischluft sorgen. Wenn man weiß, derjenige ist schon Herzpatient und hat Nitrospray, kann man das Spray geben. Auch eine Aspirin-Tablette kann helfen, weil der enthaltene Wirkstoff das Blut besser fließen lässt.

Ist eine Herzmassage bei der Ersten Hilfe wirklich sinnvoll? Ich habe gehört, dass man dabei schnell die Rippen brechen kann?

Lieber eine gebrochene Rippe als den Herztod. Wenn nur die geringste Erfolgsaussicht besteht, sollte man auf jeden Fall eine Wiederbelebung versuchen.

Vor drei Tagen bekam ich nachts um drei Uhr im Schlaf einen Schlag, als ob ich an die Stromleitung angeschlossen wäre. Kann das ein Schlaganfall oder Herzinfarkt gewesen sein?

Nein, so weit ich das von hier aus sagen kann, klingt das nicht nach Herzinfarkt oder Schlaganfall. Sie konnten sich danach ja noch bewegen und auch normal sprechen. Ich rate Ihnen aber dazu, Ihren Hausarzt aufzusuchen und das Problem mit ihm zu besprechen.

Vor kurzem hatte ich einen Schlaganfall und außerdem regelmäßig Schmerzen in einer Wade. Im Krankenhaus haben die Ärzte dann ein Loch zwischen den Vorhöfen festgestellt. Muss das geschlossen werden?

Rund ein Viertel der Menschen behalten in der Herzscheidewand nach der Geburt ein kleines Loch zurück. Wenn dieses größer ist, kann es operativ mit einem Katheter verschlossen werden. Da ihre Schmerzen in der Wade auf eine Thrombose hindeuten und durch den Schlaganfall ihr Risiko, einen weiteren zu bekommen, erhöht ist, kann bei Ihnen eine Operation nötig sein. Zunächst sollte ein Kardiologe allerdings Ihre Blutfettwerte und das Vorliegen einer Thrombose untersuchen.

Mein Hausarzt hat mir geraten, mein Herz von einem Spezialisten untersuchen zu lassen. Ist dazu ein Herzkatheter nötig?

Nein, inzwischen gibt es auch indirekte Untersuchungsmethoden, die schwerwiegende Durchblutungsstörungen des Herzens anzeigen wie die Stress-Echo-kardiographie mit Ultraschallwellen und die Belastungs-Myocardszintigraphie, bei der dem Patienten winzige Mengen radioaktiv markierter Substanzen gespritzt werden.

Ich habe seit einiger Zeit Schmerzen im Brustkorb. Wahrscheinlich ist die Brustwirbelsäule verspannt. Kann sich das auf mein Herz auswirken?

Nein, Verspannungen der Brustwirbelsäule können sich nicht auf das Herz auswirken. Wenn ein EKG gemacht wurde und Ihre Blutwerte in Ordnung sind, empfehle ich Ihnen, einen Orthopäden aufzusuchen.

Vor einiger Zeit ist meine Frau verstorben. Sie hatte zwar Diabetes, aber ihre Werte waren gut. Dann bekam sie auf einmal Bauchschmerzen und ist mit einem Herzinfarkt zusammengesackt. Dabei war das EKG, die Messung der Hirnströme, doch unauffällig.

Das EKG ist nur eine Momentaufnahme und daher leider nicht immer aussagekräftig. Auch die Vorboten eines Infarktes wie etwa Herzschmerzen sind nicht immer vorhanden. Gerade bei Diabetikern ist es häufig, dass diese gar keine oder untypische Schmerzen vor einem Herzinfarkt haben. Viele denken an die Zähne oder den Magen, weil der Schmerz vom Kiefer bis in den Bauchraum ausstrahlen kann.

Mein Herz schlägt in letzter Zeit häufig unregelmäßig, abends habe ich häufig Herzrasen. Außerdem schwellen meine Hände an. Was kann das sein?

Bei Ihnen kann eine Herzrhythmusstörung vorliegen, die sich durch so genanntes Vorhofflimmern zeigt. So etwas sollte schnell mit einem EKG überprüft werden. Wenn das EKG die Rhythmusstörung bestätigt, kann im Krankenhaus während einer Kurznarkose ihr Reiz-Leitungssystem durch elektrische Impulse neu eingestellt werden, so dass der Herzrhythmus sich wieder normalisiert. Angeschwollene Hände können bereits auf eine Herzschwäche hindeuten.

Wenn mein Kardiologe ein Belastungs-EKG macht, bin ich danach total kaputt, obwohl ich mit dem Fahrrad ohne Probleme lange Tagestouren fahren kann. Woran liegt das?

Beim Belastungs-EKG auf dem Ergometer können wir messen, ob bei Belastung Durchblutungsstörungen im Herzen auftreten. Dafür müssen wir die Patienten maximal belasten, weil bei geringerer Pulsfrequenz in den meisten Fällen noch keine Probleme auftreten. Ein Problem dabei ist häufig, dass die Patienten körperlich erschöpft sind, bevor sie von der Pulsfrequenz her ausgelastet sind. Wenn Sie am Wochenende eine Radtour machen, teilen Sie Ihre Kräfte anders ein.

Ich habe Bluthochdruck und nehme zwei blutdrucksenkende Mittel und befürchte, dass meine einzige funktionsfähige Niere dadurch weiter geschädigt wird. Kann ich die Medikamente absetzen?

Wer chronisch unter Bluthochdruck leidet, muss lebenslang Medikamente nehmen. Gerade der hohe Blutdruck schädigt die Organe wie Herz und Nieren am meisten. Er kann auf Dauer zu Verengung der Gefäße und zur Verkalkung oder zum Ausfall von Organen führen. Dagegen haben gute blutdrucksenkende Medikamente selten Nebenwirkungen auf die Niere. Ihr Arzt sollte wegen Ihrer Vorerkrankung aber regelmäßig die Blut-und Nierenwerte überprüfen.

Ich nehme zusätzlich zu meinem Herzmittel einen Cholesterinsenker. Jetzt sind meine Cholesterinwerte aber wieder besser. Kann ich das Medikament nicht absetzen?

Ihre Cholesterinwerte sind nur deswegen gut, weil Sie regelmäßig den Lipidsenker nehmen. Der sorgt dafür, dass der Blutspiegel des schädlichen LDL-Cholesterins niedrig bleibt. Halten Sie sich am besten weiterhin an die von Ihrem Arzt verschriebenen Medikamente.

Anfang dieses Jahres hatte ich einen Herzinfarkt und bin auch beim Kardiologen in Behandlung. Gibt es Möglichkeiten, noch mehr Informationen zu bekommen?

Ja, für Mitglieder der Deutschen Herzstiftung gibt es einmal im Monat eine Expertensprechstunde, bei der zwölf Herzspezialisten Auskunft geben. Eine gute Informationsmöglichkeit bietet auch die Herzwoche.

ze/cps



Termine der Herzwoche

Jedes Jahr erleiden 288 000 Menschen einen Herzinfarkt. Rund 30 Prozent der Patienten sterben, bevor ein Notarzt sie erreicht. Fehlendes Wissen der Betroffenen über die Symptome und falsches Verhalten im Notfall sind die wesentlichen Gründe für die Verzögerung. Die Deutsche Herzstiftung veranstaltet daher vom 2. bis 9. November die Herzwoche mit zahlreichen Terminen in ganz Deutschland. Die Termine für Hannover:


2.
11., 19-21 Uhr, Krankenhaus Siloah, Roesebeckstraße 15, „Herzinfarkt-Schlaganfall, wie kann ich vorbeugen?". Prof. Enz-Rüdiger von Leitner und Kollegium.

2. bis 9. 11., 8-18 Uhr, Praxis Bettina Fontaine, Hannover, Kirchröder Straße 91, Messaktionen, Beratung, Gesundheitstage.

3.
11., 10-11.30 Uhr, Kardio-Praxis Hannover, Schmiedestraße 18/11, „Herzinfarkt/Schlaganfall - auch bei Frauen". Dr. Hasert.

5. 11., 15-17 Uhr, DRK-Clementinenhaus, Hannover, Lützeroder Straße 1, „Behandlung des akuten Herzinfarktes - Vorbeugen ist besser als heilen", Dr. Martin, Dr. Altevogt

5. 11., 18 Uhr, Veranstaltung im Gesundheitszentrum Hannover, Kestnerstraße 42/43, Vorträge: Aktuelles aus der Medizin, Umgang mit Stress, Lust auf Bewegung?, Mittelmeerköstlichkeiten, Dr. Marie-Luise Heineking, Dipl.-Psych. Friederike Lux, Dipl.-Sportlehrerin Heike Biernatzki u.a.


5. bis 9. 11., 18-19.30 Uhr, Friederikenstift Hannover, Humboldtstraße 5. Vorträge zu den Themen Herzinfarkt, Bluthochdruck, Katheter, Wiederbelebung u. a. Dr. Bernd Alt.

5. bis 9. 11., Friederikenstift Hannover, Humboldstraße 5, täglich 9-13 Uhr Messaktionen, 11-18 Uhr Beratung.


5.
und 7. 11., 11-12 Uhr, sowie 6. und 8. 11., 17-18 Uhr ebenfalls im Friederikenstift Hannover, Humboldtstraße 5, Vortrag: „Gesunde Ernährung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall".

6.11., 19-21 Uhr, Vinzenzkrankenhaus, Hannover, Lange-Feld-Straße 31, „Herzinfarkt - Ein Wettlauf mit der Zeit", Dr. A. Hepp, Dr. Grundmann und Dr. Wucherpfennig.

7.11., 15-18 Uhr, Henriettenstift, Hannover, Marienstraße 80-90, „Warnsymptome, Notfall-Rettungskette, Risiko, Vorbeugung" Prof. Ravens, Dr. Gebel, Dr. Gluer-Fuchs.

7. 11., 19.30-21.30 Uhr, Praxis Dres-Wendt, Hannover, Am Bahndamm 2, Vortrag und Wiederbelebungskurs.


8. 11., 18.15-20.30 Uhr, VHS Langenhagen, „Treffpunkt". „Frauen und Herzinfarkt", Eintritt 10,50 Mark.



Copyright © 2001 Hannoversche Allgemeine Zeitung

Zur Homepage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung

 

     
 

Ein Wettlauf mit der Zeit - Herzwoche 2001

 


Seitenanfang
Zurück zu "Nachrichten"

[ Home | Anfang | Diabetes | Angebote | Informationen | DDB Hannover | DDB Niedersachsen | Diabetes im WWW ]

© copyright Wolfgang Sander  Webmaster@Diabetiker-Hannover.de   letzte Änderung: 28.10.2001