Weltdiabetestag 1999

14. November 1999

"Die Kosten des Diabetes mellitus"

 Diabeteszentrum Bad Lauterberg

Weltdiabetestag 1999
Weltdiabetestag: Kosten des Diabetes (Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert)
Diabetes-Folgen als Kostentreiber (Prof. Dr. med. Eberhard Standl)
 

Weltdiabetestag 1999

 

Weltdiabetestag 1999

Der 14. November eines jeden Jahres ist der Weltdiabetestag - es ist der Geburtstag des Insulinentdeckers Frederick Banting. Der Weltdiabetes-Verband „International Diabetes Föderation" (IDF) nutzt den 14. November, um mehr Aufmerksamkeit zu wecken für Diabetes und seine Folgen. In diesem Jahr ist der Tag unter das Motto „Die Kosten des Diabetes" gestellt. Dazu die IDF: „In den 90er Jahren erlebten wir einen dramatischen Anstieg der Zahl der Diabetiker. Das zeigt uns, wie wichtig es ist, Zahlen über Diabeteskosten zu schätzen, zu bewerten und zu sagen, wie das Gesundheitssystem mit den vor-handenen Ressourcen umgehen kann. Je näher wir dem neuen Jahrtausend kommen, desto mehr werden die begrenzten Ressourcen überstrapaziert, und gesundheitsökonomische Überlegungen spielen eine immer größere Rolle. Die Kosten des Diabetes betreffen jedermann, überall. Die Kosten steigen mit dem schnellen Diabetesanstieg, beeinflussen das Leben der Menschen, der Familien, des Gesundheitssystems und der Gesellschaft insgesamt. Die 1999er-Kampagne soll die Öffentlichkeit weltweit auf das Thema aufmerksam machen, damit schnell und effektiv eingegriffen werden kann." Denn, so die IDF weiter: „Eingreifen bedeutet Prävention jetzt! Das ist der Schlüssel für ein effektives Diabetes-Management in der Zukunft."

(© Diabetes Journal 11/1999)

 


Weltdiabetestag: Kosten des Diabetes

Weltdiabetestag: Kosten des Diabetes

Der Präsident der Deutschen Diabetes-Union Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert nimmt Stellung zum Weltdiabetestag 1999 am 14. November.

Wie alljährlich hat die Internationale Diabetes-Vereinigung zum Weltdiabetestag am 14. 11. 1999 ein Motto vorgeschlagen: „Die Kosten des Diabetes mellitus". An Aktualität kann es kaum übertroffen werden. Es geht um eine Bewußtseinsschärfung der Öffentlichkeit, daß die Kosten, die der Diabetes verursacht, immens sind, und - schlimmer noch - daß diese Kosten ständig zunehmen werden, wenn sich Gesundheitspolitiker, Ärzte und die betroffenen Diabetikerinnen und Diabetiker nichts Neues einfallen lassen.

Was kann man tun?

Nun, zunächst steht fest, daß die meisten Diabetesfälle - ganz vorwiegend die Typ-2-Diabetiker - zu spät diagnostiziert und damit zu spät behandelt werden. Die Kosten, die auf diese Weise durch die fehlende rechtzeitige Prävention der diabetischen Folgeschäden an Gefäßen und Nerven entstehen, sind enorm. Deshalb gilt es, allerorts Diabetesfrüherfassungsaktionen durchzuführen bzw. sich an Gesundheitsuntersuchungen zu beteiligen, die - wie z. B. in Deutschland - der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung stehen. Zum anderen ist es aber wichtig, daß man dann, wenn der Diabetes diagnostiziert worden ist, rechtzeitig und richtig (das heißt fast immer: energisch)

behandelt. Die Energie, die Arzt und Patient aufwenden müssen, liegt nicht nur in der sachgemäßen Anwendung wirksamer Medikamente, sondern vor allem in der rechtzeitigen Behandlung mit Ernährungsund Bewegungstherapie. Auf diese Weise könnten in doppelter Hinsicht Kosten gespart werden:

Doppelt Kosten sparen

Einmal wären dann bei Erreichen des Normalgewichts und einer ausreichenden körperlichen Bewegung Medikamente oft nicht erforderlich,

und zum anderen würde sich das Ausmaß der diabetischen Folgeschäden drastisch reduzieren. Wenn aber die Patienten - wie z. B. die große britische Studie UKPDS (im Diabetes-Journal konnten Sie mehrfach darüber lesen) gezeigt hat - in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht allein mit Diät behandelt werden können, dann gilt es, Medikamente und Mittel zur Selbstkontrolle so zu verordnen, daß eine gute Diabeteseinstellung gewährleistet ist. Verschiedene Erhebungen -auch die der UKPDS - haben gezeigt, daß die mit teureren Medikamenten richtig behandelten Patienten letztlich weniger Kosten verursachen, als dies bei unzureichend therapierten Diabetikern der Fall ist. In einer deutschen Studie konnte darüber hinaus gezeigt werden, daß gut eingestellte Diabetiker im Jahr ca. 1500,-DM Kosten verursachen, während schlecht eingestellte Patienten - vor allem wegen des häufigen Krankenhausaufenthaltes - den zehnfachen Betrag, nämlich 15000,-DM, für sich in Anspruch nehmen. Das Motto „Die Kosten des Diabetes" ist also alles andere als eine ökonomische Parole, die nur auf die finanziellen Gegebenheiten abzielt. Im Gegenteil: Die Kosten des Diabetes gilt es zu reduzieren, indem das Schicksal der Patienten verbessert wird. Wir alle müssen zur guten Einstellung des Diabetes - Typ-1-oder Typ-2-Diabetes - beitragen. Hierzu sind Patienten und Ärzte, Pharmaindustrie und Gesundheitspolitiker aufgerufen!

Prof. Dr. Hellmut Mehnert Präsident der Deutschen Diabetes-Union

(© Diabetes Journal 11/1999)

 



Diabetes-Folgen als Kostentreiber

 

Diabetes-Folgen als Kostentreiber

Der Weltdiabetestag ist mittlerweile fest etabliert. Jeweils am 14. November eines Jahres wendet sich die International Diabetes Föderation weltweit mit einem speziellen Motto an die Öffentlichkeit. Diesmal geschieht dies unter dem Schlagwort „Die Kosten des Diabetes". Pünktlich zu diesem Termin sind beim Kirchheim-Forum Diabetes erstmals Einzelheiten der CODE-2-Studie bekannt geworden, die in acht europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, zur Kostenerfassung des Typ-2-Diabetes (CODE-2 = Costs of Diabetes in Europe - Typ-2-Diabetes) durchgeführt worden ist. Das Ergebnis läßt sich auf den ebenso klaren wie schmerzlichen Nenner bringen: die ausschlaggebenden Kostentreiber sind die Diabetes-Folgekrankheiten! Jährlich ca. 57.800 neue Fußgeschwüre, 27.900 Amputationen, 6.000 Neuerblindungen, 8.300 neue Dialysefälle, 27.000 Herzinfarkte und 44.400 Schlaganfälle - so die Schätzungen von CODE-2 für Deutschland - sprechen eine fürchterliche, eine deprimierende Sprache. Ungefähr 31,4 Milliarden DM kostet der Typ-2-Diabetes die verschiedenen Versicherungssysteme in Deutschland.

Natürlich werden sich auch die Initiatoren des Weltdiabetestages bei der International Diabetes Föderation mit der Wahl des diesjährigen Mottos etwas gedacht haben. Sicherlich wollten sie die Menschen mit Typ-2-Diabetes weder diskriminieren noch ihnen Angst einjagen, auch wenn letzteres mit Erkennen des niederschmetternden Kostenausmaßes für die Diabetesfolgen zweifellos nicht zu verhindern ist. Aber die politischen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren waren für chronisch Kranke mit Diabetes in Deutschland nicht gerade förderlich - und auch die Gesundheitsreform 2000 enthält bislang eher schlechte Nachrichten für Diabeti
ker, wie die Richtgrößenvorgaben für Arzneimittel und Strafmaßnahmen beim einzelnen Arzt bei deren Überschreitung. Appelle wie „gut leben mit Diabetes" oder „ein Recht auf Schulung" haben da nicht viel weitergeholfen. Werden die Kosten des Diabetes die Politik aufhorchen und zu besseren Entscheidungen für die Diabetiker verleiten lassen? Vermutlich hofft man das. Zufällig entspricht die Summe von 30 Milliarden DM genau dem Sparpaket, um das diese Bundesregierung so sehr ringt. Jedenfalls sollten die Politiker, aber auch die Krankenkassen die Summe zumindest wahrnehmen. Warum nicht etwas gutes Geld am richtigen Ort zur Vorbeugung und Früherkennung des Diabetes und seiner Schäden einsetzen und damit teure Folgekrankheiten verhindern? Und nebenbei auch noch vielen Menschen viel Leid ersparen? Eine bessere Politik kann man doch gar nicht machen!

Wo bleiben die SPD-Politiker, die vor der letzten Bundestagswahl den (Wähler-) Millionen Diabetikern versprochen haben, jetzt endlich für sie „Nägel mit Köpfen machen" zu wollen? Mit Blick auf die Arzneimittelbudgets sei gesagt, daß nach CODE-2 die Aufwendungen für Insulin nur 5 und für blutzuckersenkende Tabletten nur 2% der Kosten der gesetzlichen Krankenversicherungen für Typ-2-Diabetiker ausmachen. Viel einsparen wird sich da nicht lassen, auch nicht mit sogenannten Generica, die es für Insulin ohnehin nicht gibt, auch wenn selbstverständlich jede Verordnung von Medikamenten nach Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit genau begründet sein muß. Kostentreiber Diabetes-Folgen: Ich wünsche dem diesjährigen Weltdiabetestag viel Er folg und den politisch Verantwortlichen die richtigen Einsichten!

Prof. Dr. med. Eberhard Standl, Chefredakteur des Diabetes Journal

(© Diabetes Journal 11/1999)

 

 


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