Thüringer Allgemeine Zeitung, 26.09.2002 

Chris Rea besinnt sich auf seine Wurzeln - 20. Album »Stony Road«

Hamburg (dpa) - Weltweit hat er mehr als 22 Millionen Platten verkauft, 19 eigene Alben herausgebracht und lebt immer noch für die Musik: Chris Rea (51) gehört auch nach 25 Jahren im Musikgeschäft zu den Großen der Branche. Am nächsten Montag wird sein 20. Album »Stony Road« in Deutschland veröffentlicht, im November und Dezember stehen 19 Konzerte in deutschen Städten auf dem Tourplan. Der Sänger und Gitarrist bewegt sich zwischen Blues, Gospel, Latin-, Pop- und Softrock, mit »Stony Road« besinnt er sich auf seine musikalischen Anfänge: »Dieses Album geht an meine Wurzeln zurück«, sagt der bärtige Brite.

Mit knapp 20 Jahren hielt Rea das erste Mal eine Gitarre in der Hand. Sieben Jahre später, 1978, veröffentlichte er seine erste Single »Fool (If You Think It's Over)«, die es in den USA und in Großbritannien direkt in die Hitlisten schaffte. Songs wie »On The Beach«, »Road To Hell« oder »Josephine« machten ihn zum internationalen Star. Vor knapp zweieinhalb Jahren wurde Reas Welt erschüttert, Ärzte entdeckten eine Geschwulst an der Bauchspeicheldrüse des Familienvaters. Rea brach seine Europa-Tournee ab, ließ eine schwere Operation über sich ergehen und arbeitete hart an seiner Rehabilitation.

Mit »Stony Road« meldet er sich jetzt zurück. »Viele Leute haben sich im Vorfeld Gedanken gemacht, ob es ein Blues-, Rock- oder Gospelalbum werden wird; was es wirklich ist, ist ganz einfach: Es ist Chris Rea pur, es ist Leben«, sagt er und erzählt: »Die Plattenfirma wollte es auf ihre Art machen, mit Remixen und so. Da hab' ich zu meinem Manager gesagt: Wenn ich zurückkomme, dann mache ich genau das, was ich will.« Noch 1999 entstand sein Album »The Road To Hell, Part 2« mit reichlich elektronischer Unterstützung. Auf der neuen Platte spielt er unter anderem Gitarre, Banjo und Schlagzeug selbst. »Da gibt es keinen künstlichen Computer-Sound.«

Rückblickend nervt ihn der immer größer werdende Einfluss moderner Technik in der Musik-Branche. »Ich bin leider rund zwei Jahre zu spät ins Musikgeschäft eingestiegen«, meint Rea. Schon damals wurde vieles elektronisch produziert. »1995 hatte die Technologie die Branche komplett übernommen. Diese Produzenten kannten nicht mehr den Unterschied zwischen guter und schlechter Musik. Sie waren Computerspezialisten, aber keine echten Musiker.«

Rea und Musik, das gehört zusammen. »Ich liebe es nach wie vor und gerade nach der Krankheit, Songs zu schreiben, Gitarre zu spielen und auf der Bühne zu stehen. Ohne meine Gitarre bin ich nichts. Also mache ich weiter«, sagt der 51-Jährige. Das einzige Problem dabei sind die Folgen seiner Operation. »Ich bin seitdem Diabetiker und brauche fünf Spritzen am Tag. Ich muss das alles gut planen: Wann nehme ich die Spritzen? Wann esse ich? Wann ist die beste Zeit für ein Konzert? Wie sieht mein Zuckerwert aus? Gerade auf Tour ist das natürlich nicht einfach«, erzählt er.

Starallüren sind Rea fremd. »Rockstars sind anders als ich«, sagt er. Auf der Bühne trägt er meistens lässig Jeans, zum Interview erscheint der hagere Musiker entspannt im Muskel-Shirt. »Rockstars haben ein schwieriges Leben, weil es eine Show ist. Sie müssen immer Angst um ihr Image haben. Mir ist das egal. Ich bin ich. Mein Leben ist die Musik und meine Familie.« Seit 1968 ist er mit seiner Frau Joane zusammen, ihre Töchter Josephine und Julia sind 18 und 13 Jahre alt. »Ich kannte Joane, lange bevor ich meine erste Gitarre hatte. Als es so weit war, habe ich ihr noch gesagt: "Keine Sorge, die kaufe ich nur so zum Spaß haben"«, erinnert er sich schmunzelnd.

Damit hatte alles begonnen, mit dem Album »Stony Road« geht Reas Karriere heute in die 20. Etappe. »Jetzt kommt erstmal die Tour. Ich denke, danach werde ich noch ein paar Platten machen«, meint Rea. Die Gitarre lässt er jedenfalls nicht mehr los: »Ich hoffe, ich kann die Slide-Guitar noch an dem Tag spielen, an dem ich sterben werde.«


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