Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 14.11.2002 

Zuckerkrankheit wird noch immer unterschätzt

Heute ist Welt-Diabetes-Tag / Verzicht auf Kontrollen kann tödlich sein / Sechs Millionen Zuckerkranke in Deutschland

(fi) Axel Steinwedel kennt Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit, von Kindesbeinen an. Mit zweieinhalb Jahren erkrankte der heute 40-Jährige an der Stoffwechselkrankheit. "Inzwischen geht es mir gut. Ich lebe entsprechend, treibe viel Sport, habe die richtigen Ärzte", berichtet der Orthopädie-Schuhmachermeister aus der Hildesheimer Ottostraße.

Heute ist Welt-Diabetes-Tag. "Zu den sechs Millionen Zuckerkranken in ärztlicher Behandlung kommt eine Dunkelziffer in Millionenhöhe", vermutet der Diabetiker-Bund, dessen Bezirksgruppe Hildesheim Axel Steinwedel als zweiter Vorsitzender vorsteht. "Zucker - eine schleichende Gefahr, immer noch unterschätzt", macht Gertrud Wagner klar, Vorsitzende der Bezirksgruppe. Sie ist, ebenso wie Steinwedel, zuckerkrank.

Von den 170 Mitgliedern, die der Diabetiker-Bund im Raum Hildesheim betreut, haben zwei Drittel den im Volksmund Alterszucker genannten Typ 2. Ein Drittel hat Typ 1, das bedeutet, täglich einen Insulinstoß. Eine Spritze, die viele sich auf Dauer nur ungern geben. "Aber nur, wer die ärztlichen Anweisungen genau befolgt, hat Chancen, Spätfolgen zu vermeiden oder hinauszuzögern", macht Gertrud Wagner klar. Etwa 50 Prozent der Todesfälle in Deutschland sind auf Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Diabetes zurück zu führen.

Drei Problembereiche hat sie ausgemacht. Diabetes sei anfangs nicht spürbar. Viele verzichteten auf jährliche Kontrollen beim Arzt. "Die Teststreifen aus der Apotheke reagieren aber erst dann, wenn der Zucker schon bei 180 bis 200 Milligramm pro Zehntelliter Blut liegt", macht Axel Steinwedel klar." Aber schon, wer Werte von über 130 mg/dl habe, sei zuckerkrank.

Auch nähmen nicht alle Hausärzte das Zuckerproblem ernst. Gertrud Wagner: "Der Tipp an einen Patienten, dann essen Sie mal eine Scheibe Brot weniger, hilft nicht." Zuckerpatienten gehörten in die Hände von Fachärzten, den Diabetologen. Müssten fachlich wegen möglicher Folgeschäden auch zum Augenarzt. Wagner: "Der Hausarzt verliert ja den Patienten nicht."

Und häufig seien es auch die Zuckerkranken selbst, die nicht entsprechend lebten. Wagner und Steinwedel aus eigener Erfahrung: "Man kann mit Zucker gut leben, wenn man den ärztlichen Vorgaben folgt." Ein süßer Ausreißer ab und zu sei auch verkraftbar.

Wichtig sei aber eine vollwertige, kaloriengerechte Mischkost, die auf körperliche Aktivitäten und individuelle Lebensformen abgestimmt sei. Aus Erfahrung weiß Gertrude Wagner: "Lebensqualität für Diabetiker bedeutet natürlich immer auch ein Stück Verzicht, aber das ist alles ertragbar für die Vorteile, die man dann hat."

"Wer ständig müde und abgeschlagen ist, unter Juckreiz leidet, starken Durst hat und häufig Wasserlassen muss, der sollte seinen Hausarzt ansprechen", empfehlen die beiden Diabetiker-Bund-Vorsitzenden. Es könnten Anzeichen auf Diabetes mellitus sein. Informationen zur Zuckerkrankheit gibt es bei Axel Steinwedel unter 0 51 21 / 5 21 66.


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Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 14.11.2002 

Erbfaktoren spielen eine bedeutende Rolle

(fi) Diabetes mellitus (die Zuckerkrankheit) ist der Oberbegriff für verschiedene Stoffwechsel-Erkrankungen. Ihre Gemeinsamkeit: sie führen zu erhöhten Blutzuckerwerten. Als Folge unter anderem zu lebensgefährlichen Erkrankungen wie Herzinfarkt, Nierenversagen, Nervenschäden, diabetischen Fußsyndromen oder auch zur Erblindung.

Der Typ-1-Diabetes beginnt häufig schon im Kindes- und Jugendalter, tritt aber auch im fortgeschrittenen Alter auf. Antikörper zerstören insulinproduzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dies führt zum Insulinmangel im Körper. Ohne das Hormon Insulin aber erhöht sich der Blutzuckerspiegel. Typ-1-Diabetes ist nicht heilbar, lässt sich aber mit Insulin im Griff halten.

Beim Auftreten der Krankheit haben auch Erbfaktoren Bedeutung. Sind beide Elternteile Typ-1-Diabetiker, liegt das Erkrankungsrisiko ihrer Kinder bei etwa 20 Prozent. Ist nur ein Elternteil betroffen, beträgt das Risiko etwa zwei bis fünf Prozent.

Bei Typ-2-Diabetikern allerdings liegt das Vererbungsrisiko höher. Ist ein Elternteil daran erkrankt, werden ihre Kinder zu 25 bis 50 Prozent ebenfalls an Diabetes erkranken. Übergewicht und ungenügende körperliche Bewegung dieser Kinder führen dazu, dass die Krankheit zu einem frühen Zeitpunkt ausbricht.

Rund 95 Prozent der etwa vier Millionen Zuckerkranken in Deutschland sind an Typ-2-Diabetes erkrankt, Alterszucker im Volksmund genannt. Allerdings nimmt diese Diabetes-Form unter übergewichtigen Jugendlichen zu. Der Typ-2-Diabetes beginnt oft schleichend und wird oft erst spät erkannt. Hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte und erhöhte Harnsäurewerte begleiten in der Regel die Vorstufe von Typ 2.

Häufig sind Typ 2-Patienten durch Ernährung, Sport und Tabletten einzustellen. Reicht irgendwann die durch Tabletteneinnahme angeregte Insulin-produktion im Körper nicht mehr, muss auch der Typ 2-Patient Insulin spritzen.


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