Kieler Nachrichten, 29.11.2001 

Aus für die Diabetes-Ambulanz

Oberärztin will Widerspruch einlegen

Eckernförde (bac) Die Zuckerkranken in Eckernförde und Umgebung müssen sich umstellen: Ab dem 1. Januar wird es keine ambulante Behandlung von Diabetes-Patienten mehr im Eckernförder Kreiskrankenhaus geben. Das erklärte die zuständige Oberärztin Dr. Meike Femerling auf KN-Anfrage. Bleiben wird die stationäre Behandlung im Diabetes-Behandlungszentrum mit dem Angebot der strukturierten Schulung von Diabetes-Kranken. Nach groben Schätzungen kommen monatlich rund 100 Betroffene per Überweisung zur Ambulanz ins Ostseebad.

Sorgen sich um die ambulante Versorgung von Diabetes-Patienten: Dr. Meike Femerling und Gerhard Jeß, Verwaltungsdirektor des Eckernförder Kreiskrankenhauses. Foto Backheuer
Hintergrund der Streichung: Ab dem 1. Januar beginnt für den derzeitigen Ambulanz-Leiter, Dr. Hansgünther Lahrtz, der Ruhestand. "Damit erlischt seine Ermächtigung zur Betreibung einer Diabetes-Ambulanz", erklärt Dr. Meike Femerling, die schon seit Jahren mit Dr. Lahrtz zusammen arbeitet. Deshalb bewarb sich die 43-jährige Oberärztin um eine neue Ermächtigung, um seine Arbeit weiterführen zu können. Unterstützt wurde sie dabei von einer Vielzahl Eckernförder Kassenärzte, die eine Unterschriftenliste für den Erhalt der Ambulanz mit einreichten. Doch jetzt erhielt Dr. Femerling eine Absage vom Zulassungsausschuss. Der Grund: Auch in der Region würde es Kassenärzte mit einem diabetologischen Praxisschwerpunkt geben.

"Politisch ist das leider so gewollt", erklärt die Ärztin. "Die Krankenhäuser sollen aus der ambulanten Versorgung herausgehalten werden. Mir tut es nur Leid für die Patienten." Künftig müssen Zuckerkranke außerhalb von Eckernförde nach Praxen mit dem Schwerpunkt "Diabetes" suchen, zum Beispiel in Kiel.

Seit Mitte der 80er Jahre liegt ein Schwerpunkt des Eckernförder Kreiskrankenhauses auf der Diabetes-Erkrankung. "Mit viel Kraft und Anstrengung haben die Ärzte und Mitarbeiter die Diabetes-Station zur größten und berühmtesten in ganz Schleswig-Holstein gemacht", erklärt Verwaltungsdirektor Gerhard Jeß. Rund 600 Diabetes-Patienten lassen sich hier pro Jahr stationär behandeln. "Im stationären Bereich werden wir diesen Schwerpunkt auch nicht verlieren", sagt er. "Aber die langjährigen Erfahrungswerte, die wir hier haben, kamen der ambulanten Betreuung sehr zugute."

Trotz der Ablehnung der Kassenärztlichen Vereinigung will Dr. Meike Femerling nicht aufgeben: "Ich werde Widerspruch einlegen", erklärte sie gegenüber den KN. Unterstützung erhält sie dabei von der Verwaltung: "Unser Krankenhaus will die Diabetes-Ambulanz gerne behalten", so Gerhard Jeß. "Denn die Region braucht eine adäquate medizinische Versorgung vor Ort. Warum sollen die Patienten weite Wege machen, wenn wir hier in Eckernförde die Spezialisierung haben?"

Übrigens: Diabetes ist weltweit auf dem Vormarsch. Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke hat gerade errechnet, dass sich bis 2030 die Zahl von gegenwärtig rund 140 Millionen Betroffenen des so genannten Typ II-Diabetes-mellitus mehr als verdoppeln wird.



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