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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 14.03.2005
Mit der Zuckerkrankheit leben lernen
Diabetes-Ambulanz der Universitäts-Kinderklinik Heidelberg schult junge
Patienten / Gütesiegel durch Deutsche Diabetes Gesellschaft
Seit zwei Wochen schon klagt Anna über starken Durst. Bis zu acht Liter trinkt die
Achtjährige täglich und muss deshalb nachts oft zur Toilette. Ihre Mutter ist besorgt, weil Anna bereits
drei Kilogramm abgenommen hat und müde und kraftlos wirkt. "Lass das Mädchen mal auf Diabetes untersuchen",
rät ihr ein Bekannter. Tatsächlich misst Dr. Jürgen Grulich-Henn, Leitender Oberarzt der Diabetes-Ambulanz
der Universitäts-Kinderklinik Heidelberg, einen Blutzuckergehalt von 500 Milligramm pro Deziliter; 60 bis
120 wären normal. Auch Annas Beschwerden sind eindeutig: Sie leidet unter Diabetes Typ 1.
Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Heidelberg betreut etwa 230 Patienten mit Diabetes
mellitus und gehört damit zu den größten Kinder-Diabetes-Zentren in Deutschland. Jetzt wurde sie
von der Deutschen Diabetes Gesellschaft als Schulungs- und Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche
mit Typ 1 Diabetes anerkannt.
Typ 1 Diabetes bei Kindern nimmt zu / Spezialisierte Behandlungszentren sind wichtig
Nach aktuellen Schätzungen sind in Deutschland etwa 22.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren von einem
Typ 1 Diabetes betroffen. "Aber die Tendenz ist steigend", berichtet Dr. Grulich-Henn. "In Heidelberg
hat sich die Anzahl der Neuerkrankungen vom Jahr 1996 bis 2004 fast verdoppelt." Es gibt in Deutschland nur
drei niedergelassene Kinder- Diabetologen. Deshalb sei es sehr wichtig, dass die Patienten in speziellen Zentren
betreut werden.
Auch Anna und ihre Eltern können jetzt von dem spezialisierten Behandlungs- und Schulungsangebot der anerkannten
Heidelberger Ambulanz profitieren. Das Mädchen wird auf die Diabetesstation aufgenommen. Geschulte Pflegekräfte
leiten nach Absprache mit den Ärzten die Insulintherapie ein. Medikamentöse Behandlung, Flüssigkeitszufuhr
und Laborkontrollen erfolgen nach wissenschaftlich fundierten Leitlinien und werden kontinuierlich dokumentiert.
"Diese Datensammlung fließt in ein bundesweites Qualitätssicherungsprogramm ein", erklärt
Dr. Grulich-Henn. Hier wird der Krankheitsverlauf aller Patienten anonym dokumentiert und die Daten innerhalb eines
deutschlandweiten Qualitätszirkels, an dem rund 180 Kinder-Diabetes-Ambulanzen teilnehmen, von einer zentralen
Stelle ausgewertet. "Bei uns werden die Kinder durchschnittlich nur zwölf Tage stationär aufgenommen.
Das ist vergleichsweise kurz, die Behandlungsergebnisse sind aber sehr gut." Ein kurzer Klinikaufenthalt erleichtert
die Rückkehr in den Alltag.
Für alle Fragen die passende Antwort: Experten schulen Patient und Eltern
Viele Fragen kommen jetzt auf Anna und ihre Eltern zu: Was bedeutet die Diagnose Diabetes? Was kann ich essen?
Wie spritze ich Insulin? Kann ich weiterhin Sport treiben? Die Mitarbeiter der Diabetes- Ambulanz - neben Ärzten
und Pflegekräften auch eine Diabetesberaterin, Diätassistenten, Psychologen und Sozialarbeiter - bieten
zu allen Themen ein umfangreiches Schulungsprogramm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Dazu gehört
auch altersgerechtes Lernmaterial. Die Schulungen und praktischen Übungen finden für die Patienten alleine,
mit ihren Eltern und in der Gruppe mit anderen Patienten statt.
Auch nach ihrer Entlassung kommt Anna in regelmäßigen Abständen zu Kontrollen, Gesprächen
und Schulungen in die Universitäts- Kinderklinik. "Unser gemeinsames Ziel lautet: Mit dem Diabetes leben,
nicht für den Diabetes", betont Dr. Grulich-Henn. Das gilt sowohl für den Patienten als auch für
seine Familie.
Ansprechpartner:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
des Universitätsklinikums
Voßstrasse 2, 69115 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56-4536
Fax: 06221 / 56-4544
e-mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de
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