Westfalenpost, 06.03.2001

Jeder dritte Jugendliche übergewichtig

bonn. Im Wissenschaftszentrum Bonn trafen sich gestern 500 Forscher und Pädagogen, die ihre Erfahrungen rund um das Thema "optimale Kinderernährung" austauschten. Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) stellte zur Auftaktveranstaltung die bundesweite Kampagne "Fit Kid: Die Gesund-Essen-Aktion für Kitas" vor.

Über 20 Prozent der 5 bis 7-Jährigen und über 40 Prozent der 9 bis 11-jährigen Kinder in Deutschland sind nach einer neuesten Studie übergewichtig. 40 Prozent der übergewichtigen Kinder und 80 Prozent der betroffenen Jugendlichen bleiben es auch im Erwachsenenalter. Folge der Fehlernährung sind ein steigendes Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen.

"Dicke Kinder zu therapieren", so Barbara Methfessel von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, "hat sich als besonders schwierig erwiesen." Stattdessen werde man, dem Wohle der Kinder zuliebe, in Zukunft auf Prävention setzen. Eine einfache Formel helfe dabei: "Kinder, die bereits im Kindergarten und der Grundschule lernen, sich gesund zu ernähren, tun dies auch als Erwachsene."

Es sei nun an der Zeit, die traditionelle Ernährungserziehung neu zu überdenken. Statt Kindern immer wieder vorzuschreiben, wann und was sie zu Essen haben, sollte man sie eher probieren, schauen und erforschen lassen. Ernährungserziehung müsse als fester Bestandteil vorschulischer und schulischer Grundbildung etabliert werden. "Erfolgversprechend ist es vor allem, die Neugierde und Entdeckerfreude der Kleinen auszunutzen."

In Kieler Kindertagesstätten (Kitas) wurde das Projekt "Fühlen, wie es schmeckt" bereits erfolgreich getestet und der Forscherdrang der Kleinen gezielt auf gesunde Mischkost gelenkt. Mädchen und Jungen beteiligen sich an der Essenszubereitung, lernen, wie gesund Vollkornprodukte, Gemüse und Obst sind. "Sie erleben mit allen Sinnen, dass ein mit Radieschen belegtes Schwarzbrot durchaus einen Hamburger ersetzen kann", berichtet Barbara Methfessel.

Studien haben aufgedeckt, dass einseitige Ernährung zu Hause, aber auch in den Kitas, häufig zu Versorgungslücken führen. Ein Mangel an Jod, Kalzium und Vitaminen wurde festgestellt. Und dieser Mangel reduziere nachweislich die Leistungsfähigkeit der Kinder.

Renate Künast startete gestern die 670 000 Euro teure Kampagne "Fit Kid", die auf mehreren Bausteinen basiert. Sie reicht von neuen Ausbildungsangeboten und Lehrmaterialien für Erzieher, über Wanderausstellungen bis hin zum Kasper Kasimir, der den Kindern in den Kitas Lebensmittel, die nicht süß oder sauer sind, spielerisch schmackhaft machen soll.Ein knackiger Salat statt Pommes frites und Hamburger: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung sollten Kinder nach Ansicht der Ernährungswissenschaftler bereits früh lernen.

Von Rudi Pistilli


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