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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 18.06.2002
Sündhaft Süß: Naturreine, kalorienarme Pflanzensüße
Universität Hohenheim erforscht Möglichkeiten des Stevia-Anbaus
Die südamerikanische Pflanze Stevia rebaudiana stand im Mittelpunkt eines vierjährigen
Forschungsvorhabens, das von der EU-Kommission finanziert wurde. Am Institut für Agrartechnik der Universität
Hohenheim (Prof. Dr. Thomas Jungbluth), wurde in Zusammenarbeit mit der oberösterreichischen Firma Wintersteiger
GmbH und der Universität Algarve (Faro, Portugal) untersucht, inwieweit diese Natursüße innerhalb
der EU angebaut werden kann.
Den Blättern dieser Korbblütlerart, die in ihrem Aussehen an Pfefferminze erinnert, hat die Natur eine
Süße verliehen, die kalorienarm ist, kein Karies verursacht und darüber hinaus für Diabetiker
geeignet ist.
Stevia rebaudiana könnte in einigen Jahren in den südlichen Mitgliedstaaten der EU eine wirtschaftliche
Bedeutung als Ersatz für den Tabakanbau erlangen. Die EU-Kommission möchte, wie letztes Jahr bekannt
wurde, die Subventionen für den Tabakanbau komplett streichen. Für den wegfallenden Tabak fehlt aber
eine wirtschaftliche Alternative für die betroffenen Regionen. Diese Lücke könnte Stevia rebaudiana
füllen.
Dahin ist noch ein weiter Weg zurück zu legen. Obwohl die Stevia-Süße seit ungefähr 30 Jahren
in Japan genutzt wird, hat die EU bislang kein grünes Licht für die Nutzung hierzulande gegeben. Nach
unseren Vorschriften sind für eine künftige Zulassung erst ausführliche toxikologische Untersuchungen
nötig.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Jungbluth hat die Anbaubedingungen und Möglichkeiten in Spanien und Portugal untersucht.
Für die Zulassung nach EU-Recht fehlen noch wissenschaftliche Daten auf den Gebieten der Lebensmitteltoxikologie,
der Lebensmitteltechnologie und der Ernährungswissenschaft. Zusätzliche agrartechnische Fragen sind ebenfalls
noch zu klären. Bei der Einführung dieser neuen Pflanze müssen zusätzlich agrarsoziologische
und wirtschaftliche Aspekte eingehend untersucht werden, um dem Ziel, den Tabakregionen eine neue Perspektive zu
geben, gerecht zu werden.
Die Universität Hohenheim mit ihrem einzigartigen Forschungsspektrum bietet die Möglichkeit, alle diese
Fragen auch im Zusammenhang der Nahrungsmittelkette zu untersuchen. Daher hofft Prof. Jungbluth, gemeinsam mit
weiteren Fachkollegen, gegen Ende dieses Jahres der EU-Kommission ein umfassendes Foschungskonzept vorlegen zu
können.
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