Programme für chronisch Kranke bleiben hinter geltendem Versorgungsniveau
zurück
Keine Verbesserung der Qualität in der gesundheitlichen Versorgung von Diabetikern
und Brustkrebskranken
Aus Anlass der am heutigen Tag startenden sog. Disease-Management-Programme für die
chronischen Erkrankungen Diabetes und Brustkrebs erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Wolfgang Lohmann MdB:
Entgegen den Behauptungen von Bundesgesundheitsministerin Schmidt bedeutet der Start der Programme für chronisch
Kranke keine Verbesserung der Qualität in der gesundheitlichen Versorgung von Diabetikern und Brustkrebskranken.
Vielmehr droht eine Verschlechterung der Qualität, weil bereits erreichte Behandlungsstandards gefährdet
sind und Innovationen praktisch keine Berücksichtigung finden. Das heißt, chronisch Kranke laufen Gefahr,
nicht mehr an den Segnungen des medizinischen Fortschritt teil zu nehmen.
Vor allen Dingen bei den Diabetiker-Programmen wird dies deutlich. Nach der Nationalen Versorgungsleitlinie Diabetes
mellitus Typ II, die nationalen und internationalen Leitlinien entspricht, wird zur Senkung überhöhter
Glukosewerte ein Messwert von 7,0 als richtig angesehen. In den Mindestanforderungen an die Disease-Management-Programme
wird aber lediglich ein Zielwert von 8,0 angestrebt. Damit werden Diabetiker in diesen Programmen schlechter behandelt,
als es gegenwärtig dem Standard entspricht.
Der Koordinierungsausschuss hat sich dem Vernehmen nach in seiner Empfehlung zu Diabetes auf Studien gestützt,
die aus den siebziger Jahren stammen und Mitte der 90iger sukzessive veröffentlicht wurden. Damit ist klar,
dass moderne Therapien und Medikamente nicht untersucht und in die Leitlinien einbezogen wurden. Das heißt,
Diabetiker sind vom medizinischen Fortschritt abgekoppelt, wenn sie an den DMPs teilnehmen.
Dasselbe gilt für Frauen mit einem Mammakarzinom. Hier sind offenbar neue Chemotherapeutika oder Medikamente,
die zu einer besseren Verträglichkeit führen, kaum noch verordnungsfähig.
Damit ist klar, dass diese Versorgungsprogramme nicht den höchsten Qualitätsmaßstäben entsprechen,
sondern geeignet sind, Medizin auf qualitativ niedrigem Niveau zu betreiben. Diese Gefahr besteht umso mehr, als
die Versorgungsprogramme mit dem Finanzausgleich der Kassen verknüpft sind. Die Kassen werden geneigt sein,
möglichst viele chronisch Kranke in diese Versorgungsprogramme aufnehmen, um ihnen dann eine, gemessen am
Stand der medizinischen Erkenntnisse, qualitativ schlechtere Versorgung anzubieten. Das heißt, sie werden
möglichst wenig Geld für die chronisch Kranken ausgeben, um dann aber umso mehr Geld aus dem Finanzausgleich
der Kassen zu schöpfen. Ein derartiges Vorgehen diskreditiert Versorgungsprogramme für chronisch Kranke,
die in ihrem Ansatz durchaus sinnvoll sind, aber nicht in den RSA gehören.
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