Hannoversche Allgemeine Zeitung, 10.07.2001 

Unerkannter Diabetes kann zu Nierenschäden führen

Zu den häufigsten Folgeerkrankungen von Diabetes und Bluthochdruck gehört die Nephropathie, eine fortschreitende Schädigung der Nierengefäße. In Deutschland warten mehr als 13000 Patienten auf eine Spenderniere. Durch Früherkennung könnten viele Nieren gerettet werden, meint die Transplantationsmedizinerin Eveline Wandel vom Universitätsklinikum Mainz.


Eveline Wandel
 Foto: Zellmer
Was ist eine Nephropathie?

Die Nephropathie ist die Zerstörung der Gefäße in der Niere durch hohe Blutzuckerwerte, Hochdruck und erhöhte Blutfettwerte. Dabei setzen sich die großen und kleinen Nierengefäße zu, das Nierengewebe vernarbt und wird funktionsuntüchtig. Der erhöhte Blutzucker verursacht an der Gefäßwand kleine Defekte. Dadurch werden Immunzellen angezogen, die sich an die defekten Stellen ansetzen und Wachstumsfaktoren freisetzen, die wiederum andere Immunzellen anziehen. Die Folge ist eine Zerstörung der Nierenkanälchen. Bei einer akuten Nephritis können sich die Gefäße innerhalb von vier bis sechs Wochen zersetzen. In den meisten Fällen dauert das fünf bis zehn Jahre.

Welche Symptome charakterisieren eine Nephropathie?

Die frühe Nephropathie macht überhaupt keine Symptome – das ist ja gerade das Tückische. Deshalb gehört zur Früherkennung bei einer Hochdruck- oder Diabetesdiagnose auch die Laboruntersuchung der Mikroalbuminkonzentration im Urin. Ein Wert von mehr als 30 Mikrogramm pro Milliliter in 24 Stunden zeigt eine beginnende Nephropathie an. Das Fantastische ist, dass die Krankheit in diesem Stadium noch „zurückgedreht“ werden kann. Wird dann aber nicht behandelt, kommt es innerhalb weiterer fünf Jahre zu einer nicht mehr heilbaren Nephropathie. Dabei werden in 24 Stunden Proteinmengen von 300 Milligramm bis 3,5 Gramm pro Milliliter mit dem Urin ausgeschieden. Dadurch entstehen Mangelerscheinungen, Wasseransammlungen (Ödeme) und eine vermehrte Infektanfälligkeit. Letztendlich muss der Patient an die Dialyse oder braucht eine neue Niere.

Was begünstigt die Entstehung solcher Nierenschäden?

Der wichtigste Risikofaktor in Verbindung mit Diabetes und Hochdruck ist die Fettstoffwechselstörung. Diese lässt sich aber durch eine individuell angepasste Insulineinstellung reduzieren. Dabei sind insulinpflichtige und nicht-insulinpflichtige Diabetiker gleichermaßen gefährdet. Der zweite Risikofaktor ist das Rauchen. Das Nikotin sorgt für eine Gefäßengstellung. Dadurch kommt es besonders in bereits vorgeschädigten Gefäßen zu Durchblutungsstörungen und einem Ungleichgewicht der Blutfette. Dabei wird das schädliche LDL-Cholesterin erhöht und das ausgleichend wirkende HDL-Cholesterin erniedrigt. Auch eine unabhängig vom Rauchen bestehende Fettstoffwechselstörung ist ein Risikofaktor, genauso wie Bewegungsmangel. Wenn man sich nicht ausreichend bewegt, wird der Zucker vom Körper schlechter verstoffwechselt und das Insulin verlangsamt abgebaut. Auf diese Weise kann eine Insulinresistenz entstehen.

Was raten Sie Diabetikern und Hochdruckpatienten?

Das Problem ist, dass die Patienten bei einer Nephropathie keine Frühsymptome haben. Daher ist eine regelmäßige Früherkennung sinnvoll. Die Krankenkassen zahlen diese Untersuchung zwar nicht in jedem Fall. Aber jeder Diabetiker und Hochdruckpatient kann zu seinem Hausarzt gehen und dort um eine Früherkennung bitten. In den Apotheken gibt es inzwischen auch sehr preisgünstige und effektive Teststäbchen, mit denen sich der Eiweißgehalt im Urin nachweisen lässt.

Das Gespräch führte Nicola Zellmer.


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