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Informationsdienst Wissenschaft (idw), 27.01.2004
Das Risiko senken: Mit Multivitamintabletten gegen
Herz-Kreislauferkrankungen?
Lebensmittelwissenschaftler der Universität Hannover gehen dem Nutzen von
Nahrungsergänzungsmitteln nach
Bunt verpackt stehen sie in den Regalen von Drogeriemärkten und Supermärkten
und suggerieren Fitness und Gesundheit: Vitamine, Mineralstoffe oder Pflanzenauszüge wie etwa Grünteeextrakt.
Die Erwartungen der Verbraucher an die Nahrungsergänzungsmittel sind hoch und reichen von Schutz vor Krankheiten
und Steigerung der Leistungsfähigkeit bis hin zu Verzögerung von Alterungserscheinungen. Doch was ist
dran an der segensreichen Wirkung von Vitamin C & Co? Prof. Andreas Hahn und Dr. Maike Wolters vom Institut
für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover wollten es genauer wissen und riefen die Hannoversche
Nahrungsergänzungsmittelstudie ins Leben: 220 überwiegend jüngere Seniorinnen nahmen an der sechsmonatigen
Studienphase teil. Die Hälfte von ihnen erhielt ein gängiges Multivitaminpräparat, die andere Hälfte
Placebos.
"Eine der überraschenden Ausgangsfeststellungen der Studie war, dass bei 30 Prozent der Probandinnen
trotz ausgewogener Ernährung ein Defizit bei den Vitaminen B1, B6 und B12 vorlag", erzählt Wolters.
Dies erklärt sich zum Teil aus im Alter häufiger auftretenden symptomlosen Magen-Darm-Erkrankungen, durch
die sich die Resorption des Vitamins B12 verringert. Dieses Defizit lässt sich zum Teil durch Nahrungsergänzungsmittel
beheben. Deutlich verbessert hat sich bei der Gruppe, die das Multivitaminpräparat erhielt, der Status der
sogenannten Antioxidanzien, das sind die Vitamine C, E und Beta-Carotin (als Vorform des Vitamin A). Diese Vitamine
sind dafür bekannt, die sogenannten "freien Radikalen" binden zu können, die bei der Energiegewinnung,
also beim Verarbeiten der Nahrung, entstehen und die Zellen schädigen. Eine gute Versorgung mit diesen Vitaminen
schützt vermutlich vor Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Als in der Bevölkerung weniger bekannt und auch deshalb stark unterschätzt, stellt sich das Vitamin Folsäure
heraus. Bei Folsäuremangel steigt der Homocysteinspiegel im Blut. Homocystein ist eine Aminosäure, die
nicht durch die Nahrung aufgenommen wird, sondern die der Körper selbst bildet. "Schon leicht erhöhte
Homocysteinspiegel steigern wahrscheinlich das Risiko für Arteriosklerose und damit Erkrankungen wie Herzinfarkt
und Schlaganfall", erklärt Wolters die Zusammenhänge. Abgebaut wird Homocystein unter Mitwirkung
der Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B6. In der Studie führte die bessere Versorgung der Probandinnen
mit diesen Vitaminen zu einer signifikanten Senkung des Homocysteinspiegels, auch bei den Frauen, die bereits vorher
relativ niedrige Konzentrationen aufwiesen.
"Es ist bekannt, dass Menschen mit unausgewogener Ernährung, Raucher, Alkoholiker, chronisch Kranke,
alte Menschen, Personen mit erhöhtem Stress oder Schwangere und Stillende von Nahrungsergänzungsmitteln
profitieren können", erklärt Wolters. "Unsere Studie zeigt einen Nutzen aber auch für
jüngere Seniorinnen, die eine ausgewogene Ernährung praktizierten und keiner dieser Risikogruppen angehören."
Ob sich die Supplemente auch lebensverlängernd auswirken, steht derzeit noch nicht endgültig fest und
bedarf weiterer langfristiger Studien.
Für nähere Informationen steht Ihnen Dr. Maike Wolters vom Institut für Lebensmittelwissenschaft
unter 0511/762-2987 gern zur Verfügung.
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